Über das allmähliche Verfertigen der Festschrift beim Lektorieren.
Sie tragen Titel wie „Recht und Moral“, „Zukunft des Geistes“ oder „Gegenwart und Krise“, und erfreuen sich gerade in den Rechtswissenschaften einer geradezu empörenden Verbreitung:
Die Rede ist von den Festschriften.
Die in aller Regel sehr poetischen Titel sollen vor allem von der Tatsache ablenken, dass es sich hier um eine völlig willkürliche und wilde Zusammenstellung von Texten handelt, die nur mit äußerster Kreativität unter irgendeinen thematischen Nenner gebracht werden kann. Gelegentlich wird das Werk noch mit einem kryptischen zusätzlichen Formaltitel versehen („Handbuch für…“/“Kompendium des..“), der eigentlich nur dazu dient, Bibliothekare zu ärgern.
Alle paar Jubeljahre (Autoren und Autorinnen werden schließlich älter), findet sich also ein mehr oder weniger planvoll gewonnenes Kollektiv von Beitragenden vor der Aufgabe wieder, eine Festgabe für den Gefeierten mit ihren Aufsätzen zu bereichern.
Verlag und Herausgeber und alle anderen Beteiligten (nicht zuletzt die leidtragenden Assistenten) trifft in diesem Fall besonderer Zeitdruck: Eine Deadline in Form des Jubiläumssymposiums naht heran, die Geburtstagsfeier oder irgendein ähnliches Trara, bei dem das Buch präsentiert werden soll (und muss!). Dass es unter den konzeptionellen Umständen überhaupt noch einem Verlag gelingt eine Festschrift rechtzeitig zwischen zwei Buchdeckel zu bringen, geschieht immer wieder und muss eigentlich erstaunen.
Es gibt unter den Festschriften solche, die sprühen vor brillianten Beiträgen und wissenschaftlichen Perlen, welche lange Zeit später noch als vielzitierte Gassenhauer im Diskurs bleiben.
Andere Festschriften erwecken eher den Eindruck eines Orchideengartens voller verschreckter Pflänzchen, die sich mehr oder weniger ratlos über die Gesellschaft in die sie hier geraten sind, gegenüberstehen.
Festschriften geben einem oftmals Rätsel auf, nicht zuletzt deren Titel und ihr Zustandekommen. Einen genauen Blick belohnt oft auch das Vorwort einer Festschrift, wo nicht selten in selbstironischer Form auf den Entstehungsprozess reflektiert und die gefeierte Person in humoristischer Form aufs Korn genommen wird.
Sie lesen im Folgenden davon, wie das, denn anders ist es nicht zu erklären, aller Wahrscheinlichkeit hinter den Kulissen ablaufen muss, um ein solches Endprodukt zu erklären.
Versuchen Sie übrigens gar nicht erst mit Studierenden über Festschriften zu sprechen: Die Studenten von heute wissen nicht mehr was das ist, Vergleiche wie „Facebook in gedruckt“ oder „Poesiealbum für Erwachsene“ überzeugen nicht, und bleiben weit hinter der Realität zurück