Luxemburg

Ich hatte die Gelegenheit Luxemburg kennenzulernen. Es ist eine sehr nette Stadt!

Luxemburg ist ein Großherzogtum (Grand Duchy), in dem viele verschiedene Sprachen gesprochen werden (Letzebuergerisch, Französisch, Deutsch..), und in dem so ziemlich jedes europäische Land schon mal kurz an der Macht war. Angefangen von den Holländern, Österreichern bis hin zur EU durfte hier so ziemlich jeder schon mal kurz ein bisschen mitregieren.

Stahl, Kasematten, Schwarzpulver

Die Stadt hat von jeher ein Händchen für kluge strategische Wirtschaftsentscheidungen: So gelang es den Luxemburgern ausgehend von den Mineralien im Boden ausländische Investoren anzulocken, die vor Ort in Luxemburg eine Kohle- und Stahlindustrie aufbauten. Anstatt sich hübsch ausbeuten zu lassen, bestanden die Luxemburger darauf nur die Schürfrechte zu verkaufen, und dass die verarbeitende Industrie vor Ort angelegt werden sollte. Mit diesem Schachzug kamen auch Banken, Investoren und ein florierendes wirtschaftliches Leben nach Luxemburg.

Da der Stadtkern auf einer Anhöhe gelegen ist, konnten herannahende Angreifer relativ effizient durch die Kasematten (Einschlüsse in der Stadtmauer) mit Kanonenkugeln traktiert werden. Nachdem diese Art der Kriegsführung irgendwann überholt war, und die Luxemburger auch keine Lust mehr hatten ständig angegriffen zu werden, schlossen sie einen Vertrag des internationalen Rechts mit den umliegenden Ländern. Diese fanden es selbst auch langsam anstrengend, ständig Luxemburg erobern zu müssen, und beschlossen es fortan in Ruhe zu lassen.

Aber auch Rückschläge gab es: Einmal dachten die Luxemburger, es wäre eine gute Idee ihr ganzes Schwarzpulver im Kirchturm der Franziskanerkirche zu lagern, da es dort (sozusagen durch himmlischen Segen) besonders gut geschützt sei. Das erwies sich als nicht so klug: 1554 schlug ein Blitz in den Kirchturm ein, und das explodierende Schwarzpulver sprengte die halbe Innenstadt weg. Daraufhin mussten die Luxemburger einen neuen Stadtpalast bauen, den sie aber kaum je als echten Palast verwendeten, er wurde später immer weiter ausgebaut und zum Regierungssitz.

So blicken die Luxemburger auf eine bewegte Vergangenheit zurück, obwohl sie noch ein recht junges Land sind. Es ist das reichste Land der Europäischen Union, und hat die niedrigste Mehrwertsteuer (böse Zungen behaupten auch, es wäre ein Steuerparadies). Obwohl sich Luxemburg angeblich inzwischen an alle steuerlichen Regeln hält, haben hier Firmen wie amazon, itunes und Paypal ihren europäischen Sitz. 48 Prozent der Menschen die sich dort aufhalten/arbeiten sind nicht in Luxemburg wohnhaft.

Luxemburg ist also ein Finanzschauplatz, an dem Geld aus aller Welt verwaltet wird, quasi ein zu groß geratenes Liechtenstein.

Cargo und Weltraumtechnik

Da die klassischen Betätigungsfelder (Schwarzpulver, Steuerhinterziehung, Stahlindustrie) in den letzten Jahrzehnten an Interesse verlieren, haben sich die Luxemburger neuen innovativen Technologien zugewandt: Unter anderem ist Luxemburg sehr aktiv in Sachen Raumfahrttechnik und Cargo, sie transportieren mit ausgeklügelten Systemen zB lebende Elefanten und Delfine durch die Welt, falls das einmal jemand  benötigt. Also nur falls sie mal einen Elefanten von Singapur nach Wien bringen müssen: Die Luxemburger können das.

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Es gibt hier außerdem viele Klöster und einen Fürst, der aussieht wie ein Playboy (und regierungstechnisch auch nicht so wirklich viel Macht hat). Außerdem bietet Luxemburg eine reiche Kultur an Wein, Bier und Schokolade, und nächste Woche sind übrigens Wahlen.

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The world is becoming a global village

IALL Conference in Luxemburg

Direkt vor meinem Geburtstag war ich einige Tage in Luxemburg auf der internationalen Tagung der RechtsbibliothekarInnen.

Themen waren die wandelnde Position der EU, Robotik und Technisierung im Recht und die Rechtsprechung des EuGH. Letzteren durften wir samt Bibliothek auch von innen kennen lernen, außerdem gab es Besuche in der Bibliothek des Max Planck Instituts und der Nationalbibliothek.

Besonders schön war es auch einige alte Bekannte aus aller Welt wieder zu treffen, die ich zuletzt vor zwei Jahren in Oxford gesehen habe.

Max Planck Institut – Library

Die Bibliothek des MPI Luxembourg ist eine relativ junge Bibliothek, sie wurde erst vor 4 Jahren aufgebaut, quasi von 0 weg. Auf einem der Fotos sieht man die Bibliothek im Rohzustand. Bestandsschwerpunkt ist gemäß der Forschungslinie viel internationales Recht, internationales Privatrecht, internationales Prozessrecht, natürlich auch alles was die EU so treibt.

BNL – Nationalbibliothek Luxemburg

Die Nationalbibliothek wird 2020 ein neues Gesicht erhalten: auf dem Foto sieht man schon den Rohbau. Außerdem gab es eine Buchvorstellung alter Kodizes aus dem 12./13. Jahrhundert.

EuGH – Bibliothek des Europäischen Gerichtshofes Luxemburg

Bibliothek des EuGH

Die EuGH Bibliothek ist die Arbeits- und Recherchebibliothek der RichterInnen und Rechtsabteilungen des EUGH. Sie hat Sektionen für alle Länder und zieht sich über insgesamt drei Stockwerke. In den Gerichtshof darf man erst nach einer genauen Sicherheitskontrolle, wie sie auch an Flughäfen durchgeführt wird. Für Rechtsbibliothekarinnen ist diese Bibliothek ein Paradies, denn alles hier atmet den Duft von Amt und Würde, den man nur noch in alten Lesesälen erlebt.

img_5562Einmal am Podium stehen.. Im großen Verhandlungssaal

Die Signatur ist eine eigens für diese Bibliothek entwickelte. Es gibt auch noch zwei alte Buchlifte (richtige Paternostri!), mit denen Bücher ursprünglich von Stockwerk zu Stockwerk transportiert wurden.

In den Katalog auf dem Rechercheportal Curia, werden monatlich auch Urteile, sonstige Schriftsätze und Rechtssachen des Gerichtshofes eingearbeitet, die somit online zur Verfügung stehen.

Teilbibliothek Recht – Alte Universität Würzburg

Am Donnerstag bekamen wir im Rahmen einer Tagung eine Führung durch die Teilbibliothek Recht der Alten Universität Würzburg.

Ein beeindruckendes Gebäude, mit einer beeindruckenden Geschichte: Weil im Krieg durch Bombenangriffe 80 Prozent des Buchbestandes verbrannt waren, musste die Bibliothek völlig neu aufgebaut und bestandsmäßig praktisch von 0 wieder begonnen werden.

Die Universität Würzburg war auch die erste Universität in Europa, die in ein eigens dafür geplantes Gebäude einsiedelte. Der Fürstbischof, dem dies zu verdanken ist, ließ demgemäß auch sein Herz am Universitätsgrund in der Neubaukirche bestatten. Die Universität wirbt damit heute unter anderem mit dem Spruch “Wo das Herz schlägt”.

Die Uni Würzburg hat im Glockenturm ein sogenanntes “Carillon”, eines von 4 in Deutschland, das von einem eigenen Universitäts-Carilloneur bedient wird
(wir mussten auch erst mal googeln, was das ist..).

 

Hier sprach uns aus der Seele: Die juristische Bibliothek stellt seit 2012 ihre Bestände auf die RVK um, was man an den Regalschildern auch schon vielfach gut erkennt. Hinweise erinnern an die alte Haussystematik, die noch in einer gewissen Doppelgleisigkeit weiterbesteht.
Seit gar nicht allzulanger Zeit wurde auch eine Buchsicherungsanlage eingeführt, und die Zeitschriftenhefte sind jetzt mit QR Codes versehen, die zur Onlinequelle weiterlinken, wenn man das Handy draufhält.
Auch ansonsten kamen wir uns sehr vertraut mit dieser Geschwisterbibliothek vor: In der Eingangshalle gibt es Ohrstöpsel-Automaten, ein Neuerwerbungsregal, und den alten nostalgischen Zettelkatalog als Erinnerungsobjekt.

Die Teilbibliothek Recht hat täglich bis 23 Uhr geöffnet, und auch an Samstagen und Sonntagen während des Semesters bis 20 Uhr.

Las Vegas

Die Universität von Las Vegas liegt in der Wüste.

Einer meiner Auslandskorrespondenten war dort und hat sich in der Universitätsbibliothek und auch in der Rechtsbibliothek umgeschaut.
Ein paar Eindrücke.

Die Rechtsbibliothek muss in einem eigenen Gebäude sein, da die Uni sonst von der Rechtsanwaltskammer nicht anerkannt wird.

RechtsbibliothekarInnen müssen verpflichtend Jus studiert und eine Ausbildung zum Bibliothekar absolviert haben.

 

Für Rechtsstudierende und juristische Forschergemeinde bestehen eigene begrenzte Bereiche, die von non-law Students und Externen nicht betreten werden dürfen..

Spielzeug liegt bereit in der Bibliothek (oben).
Juristische Recherchewerke sind auch vorhanden.
Dennoch, es ist Las Vegas.

Man achtet auf Ordnung.
Großzügige Öffnungszeiten.
Technisch am neuesten Stand.

Microform – Eine Mediensorte die hier noch gut genutzt wird, und eigene Medienabspielplätze.

In der Lehrerbibliothek gibt es Laminiergeräte und ein Sammlung von Spielzeug!

London School of Economics – LSE

Ein Kurzbesuch in London hat mich in eine Bibliothek geführt, die quasi eine “Schwesteruniversität” zu unserer darstellt – aus diesem Grund erschien auch alles gewissermaßen sehr vertraut.

Eine sehr moderne Bibliothek im Herzen Londons, mit Rückgabe- und Entlehnautomaten, futuristischem Design und verschiedenen Aufenthaltszonen.
Allein die PC-Working-Stations könnten locker eine große Turnhalle füllen.

Auch die Öffnungszeiten sind übrigens futuristisch: 8:00 – 24:00 Uhr.

Moving librarians helfen im ganzen Haus on the fly, oben links ein kleiner Blick in das erhascht, was ich wohl als Erwerbung erkennen würde.