Eine Formalität verwaltungstechnischer Art

An einem schönen Tag im Jänner verbrauche ich das letzte
Post-it von meinem grünen Post-it Block.
Also mache ich mich auf den Weg ins Sekretariat, um Nachschub zu holen.

Am Gang gerate ich in eine wilde Diskussion der
Katalogisierer, die sich um fehlende Subfelder in Alma, den Fernleihe-workflow
und die neuen Bestellrichtlinien entsponnen hat. Da der hauptamtliche
Systembibliothekar für derartige Fälle im Urlaub weilt, und man ohnehin der
Sache auf den Grund gehen will, pilgert kurzerhand eine wachsende Gruppe von
Personen in Richtung der Fernleihe. Auf Höhe der Zeitschriften schließen sich
weitere Leute an, die eine Parallele zu einem Prozessschritt ihrer Abteilung zu
erkennen glauben, der in einem Aufwasch geklärt werden soll.

In der Zwischenzeit klingeln verschiedene Diensthandies: Ein fehlgeleitetes
Handapparatsbuch sorgt für Verwirrung, und eine erboste Nutzerbeschwerde im
virtuellen Helpdesk muss schleunigst behandelt werden. In einer der
Spezialbibliotheken spinnt die Buchsicherungsanlage, und die IT-Services bitten
um Mithilfe bei einer Überprüfung der Projektraumbuchung.

2h später wurde der Anlassfall zwar nicht geklärt, aber eine
Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich dem Thema schwerpunktmäßig widmen wird.
Es wird diskutiert, welche Teilnehmer die Arbeitsgruppe sinnvollerweise umfassen
soll, und von welchem Zeithorizont auszugehen ist, ein Mailverteiler wird
eingerichtet: anlassfall@bib.at.
Alle Beteiligten werden gebeten, Auffälliges zu vermelden und per Screenshot an
die Gruppe zu rapportieren.

5h später: Ich habe neue Post-its und bin zurück an meinem Schreibtisch.
Was ich notieren wollte, habe ich inzwischen wieder vergessen, also schreibe ich „Sonstiges“
auf das oberste Post-it, setze ein Häkchen dahinter und klebe es an meinen
Bildschirm.

Dann fahre ich meinen PC herunter und gehe nach Hause.
Ein ganz normaler Arbeitstag eben.