Die Kollegin hatte sich auf der botanischen Messe eine fleischfressende Pflanze gekauft, um die Fruchtfliegen in ihrem Büro endlich loszuwerden.
Die fleischfressende Pflanze stand friedlich auf ihrem Fensterbrett, und in der ersten Woche verschwanden tatsächlich auch alle Fruchtfliegen.
In der zweiten Woche verschwanden einige Praktikanten, und ein Jogger aus dem nahegelegenen Park.
In der dritten Woche stellten wir fest, dass einige Kolleginnen nicht aus dem Osterurlaub zurückgekehrt waren, dachten uns aber nicht viel dabei, denn sie hatten zuletzt einen sehr erschöpften Eindruck gemacht.
In der vierten Woche schickten wir einige lästige Verlagsvertreter in das Büro mit der Pflanze, die uns im Anschluss unbedingt einen erstaunlich günstigen Rabatt für unsere Ebook-Pakete anbieten wollten.
Nachdem in den darauffolgenden Wochen auch die IT-Abteilung auf seltsame Weise schrumpfte, und einige Leute aus der Buchhaltung nicht mehr gesehen wurden, wurde unser Betrieb nochmal um einiges effizienter.
Die Pflanze verwaltet seither unsere Lizenzen und e-Ressourcen, und hält den Vorsitz in einigen verhandlungsstarken Gremien im Verbund, wo sie erstaunliche Preise für uns erzielt. Obwohl sie nie zu den Jour Fixes erscheint, ist sie eine unserer besten Mitarbeiterinnen geworden.
Manchmal legen wir ihr Geschenke vor ihre Zimmertür, und kleine Opfergaben, um sie milde zu stimmen. Wir fangen wilde Hühner im Park für sie, und achten darauf dass der Speiseplan der Mensa auf ihren Geschmack abgestimmt wird.
Wir mögen die Pflanze.