Die geheime Tür – Stift Admont

Wovon Bibliothekare träumen

Irgendwo zwischen Der Name der Rose und Harry Potter findet man sich hier wieder in den wahrgewordenen Träumen aller Bibliothekare  – Stift Admont. Hier atmet alles Marmor und Wolkendunst, eine Kirche des Wissens mit 70.000 Bänden; mit einem Saal der bald 300 Jahre zählt, und einem Bestand, der wahrscheinlich noch älter ist. Es handelt sich um die flächenmäßig größte Klosterbibliothek der Welt.

Hab ich nun ach Philosophie

Die Deckenfresken zeigen die Naturwissenschaften und Künste, in der Bibliothek herrscht eine strenge Trennung in zwei Abteilungen,  nach profanem und sakralem Schrifttum. Dazwischen veranschaulichen Bronzestatuen den schmalen Grat zwischen  Himmel und Hölle, auf dem die Menschen wandeln. Die sieben Todsünden, vor denen der Erdenmensch sich hüten soll (Gier, Neid, Bücherdiebstahl..) begegnen als anschauliche Allegorien; und auch über das Schicksal der Sünder (Fegefeuer, Ewige Verdammnis) wird wenig im Unklaren gelassen. Der Bodenbelag des Saales besteht aus roten und weißen Karos und ist eine symbolische Anspielung auf die Bibliothek: Er zeigt ein aufgeschlagenes Buch.

Zivilrechtsabteilung
Zu unserer großen Beruhigung findet sich auch eine Abteilung mit juristischen Büchern, die sich auf das einzige wahre und relevante Rechtsgebiet konzentriert: Das Zivilrecht. Da es außer kanonischem Recht zur damaligen Zeit ohnehin noch keine wirklich ausgeprägte Fächerdifferenzierung gab, lässt sich im Prinzip alles Juristische unter „Civilistae“ zusammenfassen. Wie alle Bibliothekare spreche ich selbstverständlich fließend Latein, nemo plus iuris transferre potest, Sie wissen schon.
Eine beliebte Form von Sortiersystem für Bücher, die auch heute noch in Privathaushalten (zB meinem) gepflogen wird, findet sich übrigens oft in historischen Bibiotheken: Die Ordnung nach der Einbandfarbe. Zum Beispiel wurden alle naturwissenschaftlichen Bücher in rot gebunden, die Theologie in grün und Philosophie in blau, usw. Eine ähnliche Aufstellung findet man zB im Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek, und die heutigen Rechtsverlage haben sich im Prinzip seit Jahrzehnten dieser Ordnung verschrieben (Manzrot, Lindegelb, Sramekgrün und Verlag Österreichblau).

Die geheime Tür

Die Stiftsbibliothek in Admont war besonders berühmt für die dort angefertigten Schriften und Abschriften. Für Germanisten mit Hang zum Althochdeutschen lagert hier der berühmte Abrogans, eine Art Synonymwörterbuch.
Im Haus sonst beherbergt ist auch noch eine der größten Insekten- und Pflanzensammlungen, Ausstellungen zu gotischer und auch zeitgenössischer Kunst.

Einen echten Geheimgang gibt es auch: Um den Bibliothekaren ein diskretes Aufsteigen zu den „höheren Buchrängen“ zu ermöglichen, hat man im Regal einfach eine geheime Tür eingelassen, deren Außenseite mit Buchattrappen beklebt ist! Ganz ehrlich: Das ist schon ziemlich cool 🙂 Wie praktisch wäre es, wenn man bei uns zwischen Rummel und Schwimann eine Türe aufklappen und in ein ätherisches Zwischenreich verschwinden könnte..