Gewidmet zum Valentinstag: Die schönsten Widmungen aller Zeiten

To whom it may concern:

Sie wissen es nicht, aber wir urteilen über Sie: Bibliothekare sind gute Kenner der Menschheit, und sie beobachten mit einem feinen moralischen Sensorium ihre Umgebung und das Verhalten ihrer Zeitgenossen. Nicht jeder und jede kann vor diesem kritischen Blick bestehen. Besonders gut zeigt sich dies an der Widmung eines Buches.

Es ist ein Klischee, das stimmt: Wenn wir ein Werk aufschlagen lesen wir zuallererst die Widmung. Wir lesen diese oft recht intimen Zeilen und entscheiden in Sekundenschnelle, ob der vorliegende Autor ein Psychopath oder ein anständiger Mensch ist, der unseren hohen moralischen Ansprüchen zu genügen weiß.
img_0669

Die Reihenfolge
Die Widmung ist die persönlicheste Stelle eines Werkes. Nur hier hat man kurz Gelegenheit für einen Moment hinter die seriöse wissenschaftliche Fassade zu blicken, die Umstände des Werkgeschichte zu begreifen und vielleicht die ein oder andere Information über die/den Autor/in in Erfahrung zu bringen. Eine seltsames Gefühl von Indiskretion beschleicht einen zuweilen, wenn man diese oft recht intimen Zeilen liest, die zudem nicht selten im krassen Widerspruch zum kühlen Duktus der Wissenschaftssprache stehen.

sandra
Äh was? Welches Spiel? – Und wo war eigentlich Siegbert, während Sandra und Sabine gute Miene gemacht haben, und heißen in dieser Redaktion alle mit S.. am Beginn? Fragen über Fragen..

Als Bibliothekare achten wir vor allem auch auf die Reihenfolge der Aufzählung, und die klassische Reihenfolge hat bisher zu lauten: Betreuer, Institut, Eltern, Partner. Der oder die Partnerin werden traditionell zuletzt genannt, mit einer einleitenden Formel wie: „Am allermeisten gilt mein Dank aber..“,  und das ist völlig in Ordnung. Dem Partner zu danken birgt natürlich ein gewisses Risiko: Wer weiß ob die Beziehung oder Ehe den Schreibprozess übersteht… Wie unangenehm wäre es, wenn Schnuppelhäschen oder oder Bussibär zum Abschluss des Buches bereits woanders ihr Glück gefunden hätten? Das kann schnell peinlich werden.
Ein kluger Mann hat einmal gesagt: „Danken Sie in Ihrer Widmung Leuten,  von denen Sie realistischerweise nie wieder loskommen. Danken Sie ihren Eltern.“

Wenn man sich denn aber sicher ist, und sich bezüglich des Beziehungsrisikos schon aus dem Fenster lehnen möchte, dann auch so richtig: Kürzlich hatte ich die erste Arbeit auf meinem Schreibtisch, die mit dem Dank an die Ehegattin beginnt, und das ist ungewöhnlich und lobenswert.
img_1897
img_2599

img_2593-1

„you are to me the chief woman in the world – the throned lady whose colours I carry between my heart and my armour.”

Aus dem Archiv:
Das schönste am Buch ist für mich immer die Widmung. Scheinbar nebensächlich, erzählt sie doch viel über AutorInnen und Herausgeber, manchmal eine halbe Lebensgeschichte.

Ein Klassiker. Auch typographisch gesehen.

Schon etwas persönlicher, und angemessen schuldbewusst.

Auch hier ein sinnvoller Ansatz, quasi mit integrierter Abwesenheitsnotiz.
“Immer da wo du bist bin ich nie.” sagen Element of Crime.

Kurz und gut, hiermit ist alles gesagt.