Es gibt Bücher, die sind so seltsam, dass man es im ersten Moment kaum glauben kann. Eines davon ging noch kurz vor der Corona Krise als Verlagsgeschenk über unseren Schreibtisch. Da man ja nun wieder unter gewissen Einschränkungen in Restaurants und Bars konsumieren darf, haben wir es vor den Vorhang geholt.
Ich gebe zu, dass ich mir die Frage noch nie gestellt habe, bis mir dieses kleine Büchlein unterkam: Was essen Juristen gerne? – Laben sie ihr Herz gerne am saftigen Schweinsbraten während sie Verträge mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter erörtern? Stochern sie lieber im veganen Curry wenn sie Pflichtteile und Gesellschaftereinlagen berechnen, oder trifft man sie doch eher am bodenständigen Würstelstand? Wo kann man dieser juristischen Elite „leibhaftig“ begegnen, wenn man mal ein kleines Mietrechtsproblem besprechen muss, und wie ticken sie überhaupt, diese feinsinnigen, gesetzestreuen Halbgötter des Paragraphendschungels? Der Verlag Österreich hat es für uns herausgefunden.
Das jüngste Gericht
Auf einem handlichen Broschürenformat erzählen hier namhafte Juristen von ihren Lieblingslokalen, warum sie dort gerne hingehen, und was man da am besten isst. Gerichtshofpräsidenten, Politiker und Großkanzleisten werden aufgeboten, und so viel sei verraten: Der gemeine Jurist ist eher kein Asket, er spricht gerne dem Wein und dem Kaffee zu und weiß eine gute, deftige Küche zu schätzen. Außerdem ist der „namhafte Jurist“, ausgehend von den Ausbildungsgenerationen immer noch eher ein Mann.
Von Tafelspitz bis Würstelstand
Tatsache, auch der Würstelstand kommt als Lieblingsadresse vor (und das in einer Stadt wie Wien völlig zu Recht!), aber auch erlesenere Speisen und Adressen werden besprochen. Den Vogel aber hat Heinz Krecji abgeschossen. Der 2017 verstorbene Experte für Unternehmensrecht erzählte hier von einer „kleinen feinen Adresse im 1. Bezirk“, wo ihn ein “ ganz besonderes Naheverhältnis mit der Wirtin“ verbindet, die ihm als Stammgast daher auch stets sein Leibgericht kocht:
„Angenehm ist auch, dass das Lokal rund um die Uhr offen ist. Meist bin ich schon am Morgen dort, zu Mittag oft und in der Regel auch am Abend. Außer ich habe einen anderen Termin. Dazu begleitet mich die Lokalbesitzerin. Sie sperrt dann das Etablissement schlicht und einfach zu.
Ich wünsche jedem so ein Lieblingslokal wie das meine. Das meine aber behalte ich für mich.“
In Memoriam Heinz Krecji