Die Bibliothekarin hat sich im Bild- und Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek und der Wienbibliothek zu bildlichen Darstellungen der Grippe umgesehen.

Filmplakate „Pest in Florenz“, Austria Bildarchiv, Lithographie 1919
In den digitalen Zeitungsbeständen der Nationalbibliothek kann man sehr gut zu älteren Epidemien recherchieren. Die bekanntesten, die wohl auch unserer Generation noch ansatzweise etwas sagen waren die spanische Grippe und die Pest.
Das (Neuigkeits) Welt Blatt schreibt am 6. Oktober 1918 vom tückischen Charakter der neuen Grippe: „Immer weitere Kreise beschäftigen sich mit der unheimlichen Krankheit, die unter dem Namen spanische Grippe nun seit Monaten stets mehr an Ausbreitung gewinnt. Man kennt die Art der Krankheit noch nicht näher, nicht woher sie stammt und wodurch sie entsteht. In Italien und in der Schweiz wird sie der „schwarze Tod“ genannt und also so bezeichnet, wie seinerzeit die Pest..“
Apropos Pest. Hier ein Bild der Pest in Wien.
Die große Pest in Wien im Jahre 1349, Austria Bild-Archiv, Federzeichnung zw. 1826 – 1832
Besonders gefürchtet war die spanische Grippe, weil sie in mehreren Wellen ausbrach und vor allem bei jungen Männern schwer und tödlich verlief.
Die spanische Grippe ist sicher wesentlich vor dem Geschehen des Ersten Weltkriegs zu sehen, und so ist ein Gutteil der Todesfälle auch auf die allgemein schlechte Versorgungslage und hygienische Missstände in den militärischen Unterkünften zurückzuführen: Die Truppen waren geschwächt und die Menschen insgesamt unterernährt und angegriffen.
In den bildlichen Darstellungen findet man die spanische Grippe als Skelett oder Todesengel, der die Kriegsgebiete mit einem Besen kehrt, etwa in der Satirezeitschrift KIKERIKI vom 27. Oktober 1918. Dort findet sich auch folgender (wohl satirischer) Anschlag über die Schließung des Gesundheitsamtes:
In der Neuen Zeitung vom 23. Oktober 1918 findet man eine interessante Abbildung zum damaligen Krankentransport:
Ein an Grippe erkranktes Kind wird von der städtischen Sanitätsmannschaft ins Krankenhaus geführt. Das Kind sieht ein bisschen aus wie eine Miniatur von Kaiserin Sissi, und auch die Proportionen wirken etwas gruselig. Aber die Darstellung ist durchaus eindrucksvoll.
Das Terminologie-Problem mit der Grippe
Das Terminologie-Problem mit der Grippe und der Verwechslung mit banaleren Erkältungen war übrigens auch vor gut 100 Jahren schon ein Thema. So schreibt die Österreichische Alpine Volks- und Gebirgs-Trachten-Zeitung vom 1. September 1929:
„Man hat sich heutzutage angewöhnt, jede leichte „Erkältung“ als Grippe anzusprechen. (..) Führt das dazu, jeden Schnupfen als „Grippe“ ernstzunehmen, so ist das nicht schlimm: Denn Vorsicht schadet nicht. Aber man hüte sich vor dem umgekehrten Verhalten: indem man jeden Schnupfen für eine Grippe hält, schließlich der Suggestion zu erliegen, die Gripper sei eine so harmlose Sache wie ein Schnupfen. Sie ist in schwerster Form eines der gefährlichsten leiden, gefährlich wie die Pest..“
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