Aliud

Die Gunst der Bibliothekarin ist nicht leicht zu gewinnen. Die Kollegen des Zivilrechts versuchen es traditionell mit frechem Charme und einer eher großzügigen Auslegung der Gesetze.

aliud.3aliud.4aliud.2aliudaliud.5aliud.6aliud.7aliud.8                                                                                                                                            The END.

Gewidmet zum Valentinstag: Die schönsten Widmungen aller Zeiten

To whom it may concern:

Sie wissen es nicht, aber wir urteilen über Sie: Bibliothekare sind gute Kenner der Menschheit, und sie beobachten mit einem feinen moralischen Sensorium ihre Umgebung und das Verhalten ihrer Zeitgenossen. Nicht jeder und jede kann vor diesem kritischen Blick bestehen. Besonders gut zeigt sich dies an der Widmung eines Buches.

Es ist ein Klischee, das stimmt: Wenn wir ein Werk aufschlagen lesen wir zuallererst die Widmung. Wir lesen diese oft recht intimen Zeilen und entscheiden in Sekundenschnelle, ob der vorliegende Autor ein Psychopath oder ein anständiger Mensch ist, der unseren hohen moralischen Ansprüchen zu genügen weiß.
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Die Reihenfolge
Die Widmung ist die persönlicheste Stelle eines Werkes. Nur hier hat man kurz Gelegenheit für einen Moment hinter die seriöse wissenschaftliche Fassade zu blicken, die Umstände des Werkgeschichte zu begreifen und vielleicht die ein oder andere Information über die/den Autor/in in Erfahrung zu bringen. Eine seltsames Gefühl von Indiskretion beschleicht einen zuweilen, wenn man diese oft recht intimen Zeilen liest, die zudem nicht selten im krassen Widerspruch zum kühlen Duktus der Wissenschaftssprache stehen.

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Äh was? Welches Spiel? – Und wo war eigentlich Siegbert, während Sandra und Sabine gute Miene gemacht haben, und heißen in dieser Redaktion alle mit S.. am Beginn? Fragen über Fragen..

Als Bibliothekare achten wir vor allem auch auf die Reihenfolge der Aufzählung, und die klassische Reihenfolge hat bisher zu lauten: Betreuer, Institut, Eltern, Partner. Der oder die Partnerin werden traditionell zuletzt genannt, mit einer einleitenden Formel wie: „Am allermeisten gilt mein Dank aber..“,  und das ist völlig in Ordnung. Dem Partner zu danken birgt natürlich ein gewisses Risiko: Wer weiß ob die Beziehung oder Ehe den Schreibprozess übersteht… Wie unangenehm wäre es, wenn Schnuppelhäschen oder oder Bussibär zum Abschluss des Buches bereits woanders ihr Glück gefunden hätten? Das kann schnell peinlich werden.
Ein kluger Mann hat einmal gesagt: „Danken Sie in Ihrer Widmung Leuten,  von denen Sie realistischerweise nie wieder loskommen. Danken Sie ihren Eltern.“

Wenn man sich denn aber sicher ist, und sich bezüglich des Beziehungsrisikos schon aus dem Fenster lehnen möchte, dann auch so richtig: Kürzlich hatte ich die erste Arbeit auf meinem Schreibtisch, die mit dem Dank an die Ehegattin beginnt, und das ist ungewöhnlich und lobenswert.
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„you are to me the chief woman in the world – the throned lady whose colours I carry between my heart and my armour.”

Aus dem Archiv:
Das schönste am Buch ist für mich immer die Widmung. Scheinbar nebensächlich, erzählt sie doch viel über AutorInnen und Herausgeber, manchmal eine halbe Lebensgeschichte.

Ein Klassiker. Auch typographisch gesehen.

Schon etwas persönlicher, und angemessen schuldbewusst.

Auch hier ein sinnvoller Ansatz, quasi mit integrierter Abwesenheitsnotiz.
“Immer da wo du bist bin ich nie.” sagen Element of Crime.

Kurz und gut, hiermit ist alles gesagt.

 

Die Wahrheit über uns

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Das Zitat der Woche, aus einem Lokal in Campus-Nähe..
Ich: „Ach schau, hier gibt es den passenden Wein zu unserer Bibliothek!“
Kollegin: „Ja, MAD. Weil wir alle verrückt sind.“

Der Bibliothekar, der den Verstand verliert, ist überhaupt ein beliebtes Sujet: In Elias Canettis „Die Blendung“ gibt es einen Hauptcharakter mit einem ganz eigenen Fetisch für Bücher..zum Ende der Erzählung fällt er dem Wahnsinn anheim, und verbrennt sich samt seiner Bibliothek..Wollen wir hoffen dass es bei uns noch etwas dauert, bis wir solche Geisteszustände erreichen..
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Unten: Aus den anderen Fachreferaten..

Das Recht in Zitaten

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In der täglichen Sacherschließung fallen oft kleine Eigenheiten ins Auge, gerade wenn man auch mit älteren Beständen befasst ist. Im Moment gibt es hier wieder ein größeres Projekt, bei dem auch alte und sogar sehr alte Bücher gesichtet werden, und dabei taucht so Einiges auf: Sei es eine poetische Widmung, ein schrulliges Zitat, ein Erratum, ein Stempel oder ein besonders bemerkenswertes Ex Libris. Nicht alle diese kleinen Dinge lassen sich immer in größere Texte einbetten, und so werden sie Teil einer größeren, immerwährenden Sammlung im Fundus der Bibliothekare. Hier ein kleiner Einblick, unsortiert aus dem Kräutergarten der juristischen Fachliteratur..

„Unter den theoretischen Juristen“

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„A glimpse behind the scenes..“

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..der kleine Prinz und die Elefantenschlange..in: Legal Methods

„Ich freue mich sehr!..“

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..das Leben eines Finanzsenators..

Belastungsgrenzen
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Umwege..
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„So eine Bibliothek ist eine sehr demokratische Einrichtung..“
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So eine Bibliothek ist eine sehr demokratische Einrichtung, das ist gewiss..Das gesamte Wissen ist in ihr aufmarschiert, zusammen mit hochwertiger Literatur [..] und anderen Werken, und auch wenn das Gesetz des Lebens sagt, dass es nicht jedem gegeben ist, all das zu durchdringen, so ist es doch für die meisten zugänglich, wen sie nur guten Willen zeigen.

aus Erik Fosnes Hansen, Ein Hummerleben.

Das Jahr im Rückspiegel

Energieerhaltung

Gemäß dem 1. Hauptsatz der Wärmelehre sollten in eine gute Bibliothek immer gleich viele Bücher zurückkehren wie ausgegeben werden. Wir hoffen, dass dieses Prinzip auch in diesem Jahr von unseren Nutzern wieder respektiert wird (indem sie nach den Feiertagen ein paar Bücher retournieren)..

Wovon war das Jahr geprägt? Viele Neuerwerbungen sind eingetroffen, die folgenden Themenschwerpunkte gab es dabei zu erkennen: Künstliche Intelligenz und Phänomene wie autonomes Fahren sind klar in Führung gegangen, zudem alles was mit Demokratie und Verfassung zu tun hat, natürlich der Dauerbrenner „Brexit“, und bedingt durch Hongkong und die Klimastreiks: Bürgerrechte.
Zum Abschluss des Jahres erhielt die Bibliothek Recht überraschend Pflanzen für den sogenannten „Unterlaufschutz“, den wir zur Absicherung unserer Stiege haben müssen.

Cover Art 

In unsere Bibliotheksstandorte kommen mit den neuen Büchern jährlich viele hunderte Covereinbände. Aus organisatorischen Gründen müssen wir diese leider entfernen, einerseits damit die Signatur außen hält, und anderseits weil die Nutzung im Regalbetrieb den Einband sowieso verschleißt.
Diese Bucheinbände sind oft sehr künstlerisch gestaltet, gerade die internationalen Verlage lassen sich hier nicht lumpen und bieten von Chagall bis Andy Warhol alles auf, was einen Buchumschlag zum Blickfang macht.
In diesem Jahr habe ich die Buchcover gesammelt und recycelt, daraus gingen ein großes Poster und eine kleine Schar von Windlichtern hervor. Nächstes Jahr gehe ich damit in Serie 🙂

Einen runden Geburtstag gab es auch zu feiern: Der KODEX, unser aller zitronengelbe Lieblingsgesetzesausgabe wurde 40 Jahre alt. Der Verlag feierte mit einem Pottpourri aus verschiedenen Werbegeschenken, wie der Kodex-Tasche, dem Kodex-Notizbuch, und dem Kodex Adventkalender. Wir warten jetzt alle nur noch auf die Kodex Schuhkollektion und die Kodex Handyhülle (take me serious on that!).

Auch liegengebliebene Projekte gibt es zu vermerken: Eine regelmäßige Literaturrundschau konnte aufgrund von Kapazitätsfragen vorerst nicht das Licht der Welt erblicken (sie findet einstweilen hier in diesem Blog statt). Ein Schriftenspiegel für die Unmengen eintreffender Aufsatzsammlungen wurde etabliert, aber noch nicht im vollen Umfang zur Routine erhoben. Aber man soll ja auch noch Luft nach oben lassen.

Dafür wurden umso mehr Kurse gehalten. In den Datenbanken ist von RDB bis LexisNexis und Linde so ziemlich alles neu und relaunched, sodass es immer spannend für uns bleibt, welche Vorführeffekte uns nun wieder ereilen werden.

In diesem Jahr habe ich hier erstmals längere Artikel geschrieben, die vom Alltag in der juristischen Bibliothek, Begegnungen mit Nutzern und wissenschaftlichem Personal und Phänomenen wie dem Handapparat oder der Loseblattsammlung handelten. Die besten drei seien hier noch mal genannt.

Über die unanständige Größe des Handapparates bei den Juristen

Die Bücher sind entlaufen – über die verwirrende Sprache der Nutzer

Beethovens Unvollendete (Erg. Lfg. 42) Über die Loseblattsammlung und andere biblische Plagen

Eine relativ junge Reihe nimmt außerdem das Thema unserer Zeit, „Das Analoge und das Digitale“ auf die Schippe.
So bleibt vorerst nicht mehr viel zu sagen. Wir schließen mit einem Zitat aus der wirklich erlesenen Verlagswerbung für das Große Staatslexikon und sagen:
Wir danken Ihnen im voraus für Ihre Gefälligkeit!
Ihre Bibliophase

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Ausgehend von der normativen Kraft bei Keksen

Ich habe da so ein Problem mit meiner Autokorrektur…es ist sehr unangenehm..sehen Sie selbst:

..Von Keksen ging die Forderung nach einer Reinen Rechtslehre aus!..

..Es muss darauf hingewiesen werden, dass dieser Gedanke von Keksen stammt!..

Da die normativen Disziplinen Wissenschaften sind, bedeutet „normativ“ bei Keksen eine gewisse Erkenntnisrichtung.
..Die Rechtsperson des Staates erkennt Kekse als allen anderen Rechtsnormen gegenüber verbunden an..
..Mit Keksen erblicken wir die Gesamtheit des Sollens mit dem Staat als Zurechnungsendpunkt..

Und schließlich, es kann somit festgestellt werden: Die Bedeutung von KEKSEN ist für die Rechtslehre von ganz fundamentaler Natur.

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Lassen Sie sich nichts einreden: Das ist Goethe.

Baumbau 2019

„In diesem Jahr entschied man sich an der WU für ein breites Fundament aus Beilagen zu den Protokollen des Vorarlberger Landtages (ein Klassiker), das mit einer gestaffelten Kaskade aus Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes (in dezentem dunkelgrün) fortsetzt und in einer reizvollen Melange mit der Arbeitsrechtlichen Sammlung mündet.
Besonders hervorzuheben ist das stellenweise noch vorhandene Institutssigel des Instituts für Öffentliches Recht (ebenfalls in hellgrün): Es ist die J280, meine Damen und Herren! (die Jury nickt begeistert). Diese kleinen grünen Etiketten verleihen dem Baum seinen ganz besonderen Charme.
Kurz: Dieses Schmuckstück sollte in keiner guten Bibliothek fehlen, der Fachbeirat für Bücherbäume zeigt sich begeistert: Da ist für jeden Geschmack was dabei!“